Ist für Sie der Anblick dieser Wolken bedrohlich oder sehen Sie eine angenehm untergehende Sonne in ihnen?
Genauso ist es mit Stressoren – für den einen ist die Bewertung bedrohlich, während die andere denselben Stressor positiv umdeuten kann.
Was ist eigentlich Stress, und wozu ist er gut?
Ohne Stress wären wir nicht dort, wo wir sind, denn Stress bringt Fortschritt und Entwicklung. Er bringt uns zu Hochleistungen. Sicherlich kennen Sie das auch, dass man unter z.B. Zeitdruck sozusagen „auf den letzten Drücker“ die besten Firmenpräsentationen gestaltet. Solange wir uns danach wieder eine Regenerationszeit genehmigen, hat Stress an sich erstmal etwas durchaus Positives. Problematisch für Körper und Geist wird der Stress erst, wenn er zum Dauerzustand wird.
Ursprünglich kommt der Begriff „Stress“ aus der Physik (abgeleitet vom lateinischen districtia (Enge), in Englisch bedeutet stress Spannung, Belastung, Druck), wobei Druck auf ein Material ausgeübt wird. Im medizinisch-psychischem Kontext wird von der „unspezifischen Reaktion des Körpers auf Anforderungen, die an ihn gestellt werden“ gesprochen (Selye H. 1974).
Was passiert in unserem Körper, wenn wir Stress haben?
Ein oder mehrere Stressoren, also Reize von außen wie Lautstärke, Kälte, Hitze ungünstige Arbeitsbedingungen, aber auch von innen wie Konflikte, Verlust von wichtigen Menschen, Ängste etc. wirken auf einen Menschen, der ganz individuell auf diese reagiert.
Nehmen wir mal an, dass Sie Zeitdruck haben, eine wichtige Arbeit fertigzustellen, die Sie am nächsten Morgen vor dem Vorstand Ihrer Firma präsentieren müssen. Es ist eine ganz natürliche Reaktion des Körpers, auf Druck, Spannungen und Veränderungen zu reagieren. Als erste akute Reaktion wird im Nebennierenmark das Hormon Adrenalin und zu einem kleineren Teil auch Noradrenalin ausgeschüttet. Damit mobilisieren Sie Ihre Reserven, das Herz schlägt schneller, die Atemtätigkeit wird erhöht, die Muskulatur und das Gehirn werden besser durchblutet, der Blutzucker steigt, damit genug Energie zur Verfügung steht. Ursprünglich war dies notwendig, um in der Steinzeit vor dem Säbelzahntiger wegzulaufen oder anzugreifen. Ihnen hilft es dabei, Ihre Aufgabe in kurzer Zeit durchzuführen, fokussiert und hellwach bei der Sache zu sein. Die Hormone Adrenalin und Noradrenalin werden sehr schnell freigesetzt, wirken dafür aber nicht sehr lange. Gleichzeitig mobilisiert der Körper über eine Hormonkaskade in der Nebennierenrinde die Bildung von Glukokortikoiden, also vor allem das Hormon Kortisol. Das führt dazu, dass Energie liefernde Nährstoffe wie Fette, Kohlenhydrate und im Notfall auch Eiweiße freigesetzt werden. Dieses längerfristige System war in der Steinzeit wichtig, weil sich der Säbelzahntiger ja nach dem Weglaufen noch in der Nähe befunden haben konnte. Ihnen in Ihrer stressigen Situation, in der Sie Ihre Arbeit unter Zeitdruck fertigbekommen möchten, hilft es, auch die ganze Nacht durchzuarbeiten und morgens bei der Präsentation immer noch genug Energie zu haben.
Hält der Stress jedoch länger an, kann die vermehrte Ausschüttung von Kortisol zu körperlichen Problemen wie Infektionsanfälligkeit, Spannungskopfschmerzen etc. führen.
„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“ (Christian Morgenstern)
Die Reaktion auf eine Situation mit bestimmten Stressoren wird bestimmt durch die eigene Bewertung sowie durch die ganz individuellen Ressourcen und Fähigkeiten, die beim Umgang mit Stress unterstützen können. Das Gute ist, dass man genau an diesen Punkten ansetzen kann, so dass man widerstandsfähiger wird. Man spricht dann davon, dass man seine Resilienz (Widerstandsfähigkeit) verbessert. Hier können Sie über eine gute körperliche Basis mit der für Sie optimalen Einstellung sich selbst nachhaltig weiterentwickeln. Ich spreche von der Gesunden SelbstFührung.